Gastfamilienwechsel


Bisher habe ich es hier ja immer nur so dargestellt, als wäre alles ganz toll gewesen, aber so war es eigentlich nicht. Es fing schon am Anfang an, dass mir mein Zimmer überhaupt nicht gefallen hat, weil es wie das ganze Haus sehr voll gestellt war. Im Laufe der 6 Wochen kamen dann immer mehr Dinge dazu, die mich und auch Helene gestört haben. Das will ich jetzt hier nicht alles aufzählen, die Hauptpunkte waren, dass wir nicht die Möglichkeit hatten in der Schule Sport zu machen oder Mitschüler außerhalb der Schule zu treffen. Außerdem haben wir uns mit Dianna einfach nie so richtig gut verstanden, weil sie eine komplett andere Persönlichkeit hatte.

Das habe ich Frank, meinem sogenannten "Arearep", der sich um sowas kümmert, immer wieder berichtet. Ich denke ich habe viel Glück mit ihm, da er sich immer wieder erkundigt hat, wie es uns geht und uns dann letztendlich auch in eine neue Familie gebracht hat. 

Noch dankbarer muss ich natürlich der Familie sein. Wir kannten die schon vorher, da sie auch einen Austauschschüler aus Italien haben und auch bei unserer Welcomeparty waren. Von Anfang an haben sie mitbekommen, dass wir uns nicht wohlfühlen und sofort gesagt, wenn der offizielle Teil geregelt ist, können wir (vorerst) bei ihnen wohnen. Jetzt bin ich also hier in Madera, was ein Stadtteil von Fresno ist. Es ist komplett anders. Wir haben ein riesiges Haus, die Nachbarn sind aber etwas weiter weg, man fühlt sich ein bisschen wie im Nirgendwo. Bei Wikipedia habe ich gelesen, dass hier 1,6 Einwohner pro km² leben. Also eher weniger! Aber ich finde das total schön so, fühle mich hier viel willkommener und auch sicherer, wenn ich das Haus verlasse...!

Und auch das Familienleben ist 100x besser. Als wir ankamen hatte Matteo der Italiener schon Nudeln gekocht und wir haben alle zusammen gegessen. Während ich bei Dianna abends immer nur in mein Zimmer gegangen bin, waren wir hier gestern zu viert (Matteo, Helene, Tony (der Sohn) und ich) noch bis nach 12 wach und haben einfach geredet, uns Musik aus unseren Ländern gezeigt und so. Genauso habe ich mir einen Austausch nämlich vorgestellt.

Und auch die Mutter, Nora, ist so unglaublich herzlich und ich weiß gar nicht, warum sie das alles für uns macht. Wir waren schon mit ihr essen, sie hat mir geholfen einen Handyvertrag abzuschließen und dann haben Helene und ich sogar neue Hausschlüssel für das Haus bekommen!!

Wie es jetzt genau weitergeht wissen wir noch nicht, denn wir werden wahrscheinlich nicht hierbleiben, aber wir sind schon an der Schule hier angemeldet und gehen dort hin, sobald die alle Unterlagen zusammen haben. Also warten wir wahrscheinlich darauf, dass sich Familien aus Madera bereit erklären einen Austauschschüler aufzunehmen.

Insgesamt weiß ich aber, dass es nur besser werden kann und ich fühle mich endlich so, wie ich mir das alles vorgestellt habe!